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Prolog

Mensch Mayer

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Zu den glücklichsten Entscheidungen meines Lebens gehört, vor den Abitur-Jahren die Schule gewechselt zu haben. Das brachte mir nicht nur eine fröhliche Abschlussnote ein, sondern beschenkte mich nach etwas mehr als einem halben Jahrzehnt des trübseligen Schulalltags mit einem später in dieser Dimension nie wieder erlebten Freispielbereich, neue Menschen kennenzulernen. Das waren nicht nur Kameraden auf den Bänken neben mir. Einer der mächtigsten Leidfaktoren am Gymnasium, das ich verlassen hatte, war die größtenteils uninspirierte Lehrerschaft . Ekel und Sadisten mögen keine darunter gewesen sein, dafür aber Pedanten und Zyniker. Manche waren auch einfach nur Langweiler. Ich wage zu behaupten: An kaum einer Schule ist das etwas Außergewöhnliches. Zu meiner Überraschung bekam ich allerdings an der neu gewählten Penne einen bunten Strauß an Lehrmeistern, die mir auf Augenhöhe begegneten und mit sehr viel Humor und Rechtschaffenheit einen neuen Weg aufzeigten, wirklich jeden Tag gerne in

Schimmerndes Neonlicht

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Als ich mich einst dagegen entschied, einen Führerschein zu machen, war dies zunächst nur den Lebensumständen geschuldet. Andere Dinge waren wichtiger, wollten aufgeholt werden. Ein Auto wirkte in der jugendlichen Verneblung in der Anschaffung teuer, die Straßenverkehrsregeln kompliziert und auch sonst drängte mich nichts, in einer engen Blechkiste über Landstraßen zu jagen. Doch schon in dem Moment, da einer nach dem nächsten diese Reifeprüfung ablegte, manche sogar, bevor sie das erste Mal mit jemandem Sex hatten, ahnte ich, dass es ein Fehler war.  Das Automobil steht für Freiheit, das sagen nicht mal nur ihre grobklotzigsten Verfechter, die ohne Gewissen mit durchgedrücktem Fuß auf dem Gaspedal auf der linken Spur die Autobahn entlangdüsen. Das scheint mir etwas übertrieben. Lange Zeit war das motorisierte Gefährt schließlich auch ein Statussymbol. Wer es hatte, war mobil, beweglich, ausgestattet. Die Armen hatten jedenfalls keines, oder nur einen rostigen Gebrauchten. Man wird von

Agonie des Realen

 Der realistische Blick ist womöglich nicht der beste Weg, um die Wirklichkeit zu erfassen. 

Der väterliche Freund

Es gibt im Leben eines heranwachsenden Menschen irgendwann einen Punkt, da reichen die eigenen Erlebnisse und Geistesanstrengungen nicht mehr aus, um ein oder mehrere Probleme zu bewältigen. Eine eigentlich fürs Leben geschlossene Beziehung zerbricht. Die eigenen Eltern wenden sich pikiert oder einfach desinteressiert ab. Das Studium findet kein gescheites Ende. Der Weg zur anständig bezahlten Arbeit, von Traumjob ist gar nicht zu sprechen, erfüllt sich nicht. Die Zahl der möglichen Schwierigkeiten ist Legion. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Menschen, die einem am nächsten stehen, in solchen Problemlagen nicht immer die richtigen Ratgeber sind. Zu sehr mischen sich in ihr Urteil zum Teil unrealistische Erwartungen (Familie), Verblendungen (enge Freunde) oder  sogar Abhängigkeit (Partner). Sollten sich die Schwierigkeiten dann noch mit den Lebenslinien der Liebsten ungünstig verbinden, werden aus Anregungen schnell Drohungen. In solchen Fällen ist oftmals der vät

Über dem Nadelöhr

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Dein entsetzter Blick, als du sahst, dass dein Pullover längs deiner Schulter einfach so aufgerissen war. Schlechter Stoff, schlecht verarbeitet, dachte ich.  Doch nachdem du für einen Moment die Beherrschung verlorst (und ich vermutete, dass du das Teil nun in die Ecke pfeffern, es vielleicht sogar direkt in den Mülleimer befördern würdest), schnapptest du dir Nadel und Bindfaden und machtest dich  mit konzentriertem Blick daran zu schaffen.  Ich setzte mich neben dich und schaute dir, still und beinahe ohne zu atmen, dabei zu, wie du die hauchdünne Schnur in den Fetzen deiner Bluse zum Verschwinden brachtest. Hinein, schnell durchgezogen, festgezurrt, zurück. Noch einmal. Und noch einmal. Bis sich kaum noch sagen ließ, dass dort einmal ein Loch, ein Nichts gewesen ist.  Die Minuten vergingen und du sagtest kein Wort. Als du dein Werk vollbracht hattest und weniger mit Stolz als vielmehr mit dem Gefühl, das Notwendige getan zu haben, zurück hinein in dein Kostüm schlüp

Klang

„Das lauteste Geräusch der Welt ist die Stille.“ Thelonious Monk

Frühreif

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Passion

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Du bist ein Arschloch!  Du unterbrichst mich ständig!  Du redest zu viel!  Du hörst mir nie zu!  Du brauchst eine Therapie!  Du bist wie deine Mutter/dein Vater!  Du hast dich so sehr verändert!   Wenn du mich lieben würdest, dann würdest du…  Das habe ich dir schon tausendmal gesagt!  Warum kann nicht alles wieder wie früher sein?  Dir kann man auch nie etwas recht machen!  Kannst du auch einmal etwas für mich tun?  Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte!  Du musst endlich was gegen das verdammte Schnarchen machen!